Rodenstock: Kann Wegzug „nicht ausschließen“ / Prof. Straubhaar: Politik muss handeln
Größere mittelständische Unternehmen zieht es zunehmend ins Ausland. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts Media Markt Analysen (MMA) im Auftrag des manager magazins (Erscheinungstermin: 21. November 2003) und des Stromanbieters Watt. Jedes siebte Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten plant, Produktionsstätten zu verlagern; jedes neunte will die gesamte Produktion verlegen. Jede dreizehnte Firma will inzwischen sogar mit der Unternehmenszentrale ins Ausland gehen (siehe Tabelle unten).
Befragt wurden 512 Geschäftsführer mittelständischer Familienunternehmen (ab eine Million Euro Jahresumsatz, bis maximal 500 Beschäftigte) über ihre Zukunftspläne. Die Umfrage fand im September und Oktober dieses Jahres statt.
Die Ergebnisse bestätigten zwei Tendenzen in der deutschen Wirtschaft: eine tiefe Verunsicherung mittelständischer Unternehmen gepaart mit größerer Moblität und Internationalität. So erklärte auch der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Randolf Rodenstock, gegenüber dem manager magazin, dass er sich mit Wegzugsgedanken trage; Rodenstock war im Oktober aus der Geschäftsführung seines Optikunternehmens ausgeschieden: „Ich beobachte, wie sich etwa die Debatte über die Erbschaft- und die Vermögensteuer entwickelt.“ Zwar würde er einen Wegzug „gern vermeiden“, aber, so Rodenstock, „ausschließen kann ich gar nichts“.
Wie mobile Unternehmer und andere Leistungsträger im Land gehalten werden können, ist für Prof. Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA), eine Kernfrage der Globalisierung. Gegenüber dem manager magazin forderte er die Politik zum Handeln auf: Sie müsse „glaubwürdig und berechenbar sein – was sie in Deutschland eindeutig nicht ist“.
Autor: Henrik Müller
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