Energiekonzern EnBW und Liechtensteiner Thermoselect AG streiten um 500
Millionen Euro
Energie Baden-Württemberg in Karlsruhe und die Liechtensteiner Thermoselect AG
führen eine erbitterte juristische Auseinandersetzung um die Stilllegung der
Müllverbrennungsanlage Thermoselect in Karlsruhe. Deutschlands drittgrößter
Energiekonzern (Umsatz: 10,8 Milliarden Euro) hatte die neuartige, angeblich
umweltschonende Anlage, die nach einem Verfahren des deutschen Ingenieurs und
Thermoselect-Mehrheitsaktionärs Günter Kiss, 64, arbeitet, im Jahr 2004 nach
hohen Verlusten abgeschaltet. Wie das manager magazin in seiner neuesten
Ausgabe (Erscheinungstermin: 23. Juni 2006) berichtet, sind derzeit vier Klagen
anhängig, bei denen es um einen Gesamtstreitwert von über 500 Millionen Euro
geht. Thermoselect-Erfinder Kiss bestreitet, dass die Stilllegung der
Müllverbrennungsanlage rechtens und notwendig gewesen sei und fordert von EnBW
unter anderem Schadensersatz in Höhe von 209 Millionen Euro für entgangene
Aufträge sowie die Bezahlung eines Restkaufpreises von 45 Millionen Euro für
eine 1995 eingegangene Beteiligung von EnBW an der Liechtensteiner Thermoselect
AG. Die Gesamtforderungen von Kiss belaufen sich auf 269,9 Millionen Euro.
EnBW wiederum macht Ansprüche geltend in Höhe von 238,4 Millionen Euro. Hierbei
handelt es sich unter anderem um die Rückzahlung von Werklöhnen sowie um die
Herausgabe der Anzahlung auf die Beteiligung an der Thermoselect AG, deren Wert
nach Ansicht von EnBW auf einem Gefälligkeitsgutachten beruhte.
Internen Dokumenten zufolge hat der Betrieb von Thermoselect den Energieriesen
EnBW rund 500 Millionen Euro gekostet. Die Beteiligten wollen auf Grund der
anhängigen Verfahren keine Stellungnahme zu den Vorgängen abgeben.
Autor: Klaus Boldt
manager magazin
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