Exklusiv-Interview mit Eon-Chef Bernotat nach dem gescheiterten Endesa-Deal
In den nächsten fünf Jahren will der Düsseldorfer Energiekonzern Eon acht
Milliarden Euro für regenerative Energien und Energieeffizienz ausgeben, sagte
Eon-Chef Wulf Bernotat im Gespräch mit dem manager magazin (Erscheinungstermin:
20. April 2007). Der Bedeutungszuwachs der erneuerbaren Energien solle sich
auch in der Konzernstruktur niederschlagen. Alle Aktivitäten, die erneuerbare
Energien beträfen – so die Überlegung –, könnten künftig in einer separaten
Geschäftseinheit gebündelt werden.
Auch in Russland will Eon nun verstärkt investieren. In der nächsten
Privatisierungsrunde, so Bernotat, kämen rund 20 Unternehmen ganz oder
teilweise auf den Markt. Schon Ende April, kündigte Bernotat an, wolle der
Konzern entscheiden, an welchen Akquisitionsvorhaben man sich beteiligen werde.
Dabei könne Eon auch mit dem russischen Energiekonzern Gasprom kooperieren, der
ebenfalls an russischen Stromunternehmen interessiert sei.
Im Gespräch mit manager magazin rechtfertigte Bernotat den Ausstieg aus dem
Übernahmekampf um Spaniens Energiekonzern Endesa. „Natürlich sind wir darüber
enttäuscht, dass es nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben“,
räumte Bernotat ein. „Tief frustriert sind wir aber keineswegs. Wir gehen ja
nicht als Verlierer vom Platz.“ Eon seien schließlich im Falle der
Endesa-Übernahme durch die Rivalen Enel und Acciona Beteiligungen im Wert von
rund 10 Milliarden Euro zugesagt worden. Die entsprechenden Unternehmen in Spanien,
Italien und Frankreich machten Eon zufolge im vergangenen Jahr rund 5
Milliarden Euro Umsatz und erwirtschafteten ein Ebitda von 1,3 Milliarden Euro.
Dass die Übereinkunft noch scheitern könnte, glaubt Bernotat nicht. Sollte man
bei der Bewertung der Assets unterschiedlicher Meinung sein, würde ein
Schiedsrichter den Wert festlegen. Zudem habe man Kompensationen vereinbart:
Falls Eon bestimmte Beteiligungen nicht kaufen könne, würde der Konzern von
Enel aus dessen Portfolio Erzeugungskapazitäten in gleicher Größenordnung
erhalten.
Im Interview mit manager magazin kritisierte Bernotat die nationale
Energiedebatte: „Statt Realismus zu zeigen“, so der Eon-Chef, „träumen sich
viele Politiker ihr Wunschgebilde zusammen.“
Autoren: Dietmar Student, Martin Noé
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