Gespräche mit der Stadt Moskau und dem Stromversorger UES
Der Düsseldorfer Energiekonzern Eon will in den russischen Strommarkt einsteigen. Wie Eon-Chef Wulf Bernotat im Interview mit manager magazin (Erscheinungstermin: 16. Dezember 2005) erklärte, habe das Unternehmen im Rahmen der derzeit laufenden Privatisierung der russischen Stromwirtschaft großes Interesse an einer Beteiligung im Großraum Moskau, »ein Markt so groß wie ganz Spanien«. Eon, so Bernotat, spreche derzeit nicht nur mit dem russischen Gasgiganten Gazprom über die Bedingungen eines Markteintritts im Stromsektor, sondern auch mit dem russischen Stromversorger UES und der Stadt Moskau. Bernotat verspricht sich viel von einem Engagement in der russischen Strombranche: »Da werden wir hartnäckig dranbleiben.«
Zum Stand der Verhandlungen mit RAG über einen Verkauf des Degussa-Pakets von 43 Prozent erklärte Bernotat, dass sich Eon bei den Preisverhandlungen zunächst am Aktienkurs von Degussa orientieren werde. Die Eon-Anteile entsprächen derzeit an der Börse rund drei Milliarden Euro. Dieser Betrag, glaubt Bernotat, werde allerdings noch sinken, »weil der Kurs wegen der Verkaufsfantasie spekulativ aufgebläht« sei. Am Ende, so Bernotat, werden man »zu einem fairen Wert« kommen. Eon muss das Paket zuerst dem Degussa-Hauptaktionär RAG anbieten; die RAG besitzt 50,1 Prozent der Degussa-Aktien.
Den avisierten RAG-Börsengang (Eon ist an der früheren Ruhrkohle mit 39 Prozent beteiligt) hält Bernotat für eine gute Lösung: »Es gibt zumindest derzeit kein besseres Konzept.« Die Pläne zum Börsengang sehen vor, dass sich die Altaktionäre der RAG, neben Eon vor allem RWE und ThyssenKrupp, gegen Befreiung von Altlasten für einen symbolischen Euro von ihrem Besitz trennen. Laut Bernotat seien alle Aktionäre dazu auch bereit. Vorausgesetzt, das derzeit erstellte Wertgutachten ergebe, dass in der RAG wegen der Belastung durch den Bergbau »unter dem Strich tatsächlich kein positiver Wert« stecke.
An den geplanten Energiegipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Bernotat geringe Erwartungen. »Im Moment«, so Bernotat, sehe die Energiepolitik der neuen Regierung »nicht wirklich anders« aus als die der alten: »Es fehlt nach wie vor eine langfristige Energieagenda.« Bernotat wörtlich: »Mir macht Sorge, dass auch in der Politik zu wenig über die Energieversorgung nachgedacht wird.«
Autor: Dietmar Student
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