DER SPIEGEL

Die Zahnersatz-Lücke

Private Versicherung für Zahnersatz könnte neue Kostenexplosion im Gesundheitswesen auslösen / Zahnärzte würden von Neuregelung stark profitieren
– Die im „Eckpunktepapier zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen“ festgeschriebene Privatversicherung für Zahnersatz könnte zu einem Kostenschub von 30 Prozent führen. Das sagte Karl Lauterbach, Chef des Kölner Instituts für Gesundheitsökonomie und gleichzeitig Mitglied der Sachverständigenkommission für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, gegenüber SPIEGEL ONLINE.

Grund für die Befürchtung des Gesundheitsexperten sind die unterschiedlichen Abrechnungsmodalitäten von privaten und gesetzlichen Krankenkassen. So kommt bislang bei der Abrechnung von zahnärztlichen Leistungen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen ein niedrigerer Berechnungsfaktor zum Einsatz als bei den privaten. Die Einzelposten der Leistungskataloge würden sich zwar im Einzelfall unterscheiden, doch ein Privatpatient habe nach der bisherigen Praxis für eine vergleichbare Behandlung eine um rund 30 Prozent höhere Rechnung zu erwarten.

Ein zweites Problem stellt die Budgetdeckelung dar, die für die Privatversicherung nicht gilt. Dass der Wegfall dieser Kostenbremse den Zahnärzten zusätzliches Geld in die Kassen spülen könnte, räumt auch der Chef der Bundeszahnärztekammer, Jürgen Weitkamp, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE ein: „Eine durchschnittliche Praxis hat durch die Deckelung in der Vergangenheit pro Quartal eine fünfstellige Summe verloren.“ Weitkamp verwies aber auch auf den kostendämpfenden Effekt, den die künftig größere Eigenverantwortung der Patienten mit sich bringe.

Ob diese jedoch wirklich zur Kostendämpfung führt, daran zweifeln die Experten. „Es fehlt in dem Eckwertepapier jede Verabredung, wie die kostendämpfenden Maßnahmen zu formulieren sind“, sagt Jürgen Wasem, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Essen/Duisburg. Damit aber sei die Regelung dem freien Spiel der Kräfte ausgesetzt. Und dabei hätte der Gesetzgeber gegenüber den starken Interessensverbänden noch nie eine gute Figur gemacht.

Der vollständige Text ist unter www.spiegel.de abrufbar.

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