"Das Wissen um die Prozesstechnologie und die Zulieferinfrastruktur existiert nahezu ausschließlich in Asien" / Philips-Chef Kleisterlee übt scharfe Kritik an europäischer Technologiepolitik
Philips-Chef Gerard Kleisterlee geht ungewöhnlich hart mit der europäischen Technologiepolitik ins Gericht. Die Europäer hielten zu lange an überholten Strukturen fest, kritisiert Kleisterlee in einem Interview mit dem in Hamburg erscheinenden manager magazin (Erscheinungstermin: 24. Januar 2003). Kleisterlee: "Es ist Wahnsinn, dass die EU noch immer die Hälfte ihres Budgets für Agrarsubventionen verschwendet, statt in die Zukunft zu investieren."
Laut Kleisterlee sind die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in den europäischen Staaten tendenziell rückläufig. Die USA geben mehr als 3 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für die öffentliche und private Forschungs- und Entwicklungsarbeit aus. In den Staaten der EU liege dieser Anteil nur bei 2 Prozent.
"Die Damen und Herren aus Brüssel", so der Philips-Vorstandsvorsitzende, "haben sich das Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2010 die konkurrenzfähigste Wirtschaftszone der Welt zu werden. Wenn sie dieses Ziel wirklich erreichen wollen, müssen sie viel mehr Geld für die Förderung von Technologien ausgeben".
Als Folge der verfehlten Technologiepolitik von Staaten und Unternehmen in Europa werden zum Beispiel LCD-Flachbildschirme fast nur in Asien gefertigt. "Das Wissen um die Prozesstechnologie und die Zulieferinfrastruktur existiert nahezu ausschließlich in Asien", sagt Kleisterlee, "dort sind die Flachglashersteller, die Ausrüsterindustrie, die Produzenten der chemischen Stoffe".
Allerdings ist der Philips-Chef für Europa nicht nur pessimistisch gestimmt. In den Bereichen Medizintechnik, Lichttechnologie oder Halbleiter gehören die europäischen Unternehmen zur Weltspitze, hebt Kleisterlee hervor.
Autorinnen: Anne Preissner, Ursula Schwarzer
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