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Deutsche Börse will Firmen am Neuen Markt zu mehr Transparenz verpflichten

Corporate-Governance-Erklärung der Nemax-50-Firmen geplant / Empfehlungen der Regierungskommission sollen bindend werden / Unternehmen müssen zustimmen

Die Deutsche Börse AG plant einen neuen Vorstoß, um das Anlegervertrauen am Krisensegment "Neuer Markt" zu stärken. Wie das Hamburger manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: 20. September 2002) berichtet, sollen sich die im Neuer-Markt-Auswahlindex "Nemax 50" versammelten Unternehmen verpflichten, die Anregungen und Empfehlungen des deutschen "Corporate Governance Kodex" umzusetzen.

Der Kodex wurde von einer Regierungskommission unter der Leitung des ThyssenKrupp-Aufsichtsrats Gerhard Cromme entwickelt, um die Aufsichts- und Leitungsstrukturen deutscher Unternehmen zu verbessern. Die Experten empfehlen unter anderem die Offenlegung der Bezüge jedes einzelnen Vorstands, die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung bei Übernahmeangeboten sowie die Einrichtung eines Aufsichtsratsausschusses zur Prüfung der Rechnungslegung.

Eine entsprechende "Corporate-Governance-Erklärung" haben Volker Potthoff, Vorstandsmitglied der Deutsche Börse AG, und Neuer-Markt-Chef Rainer Riess Ende August Vertretern der Nemax-50-Firmen präsentiert. Die Unternehmen sollen sich nach dem Willen der Börsenverantwortlichen über die Empfehlungen der Kommission hinaus verpflichten, auch ihre Quartalsberichte von Wirtschaftsprüfern untersuchen zu lassen. Außerdem sollen die Firmen eigene Insiderrichtlinien entwickeln und via Internet veröffentlichen.

Die Börse will diese Regeln nur einführen, wenn die Unternehmen mitziehen. Mindestens 75 Prozent der Nemax-50-Firmen möchte Börsenvorstand Potthoff auf seine Seite bringen.

Allerdings regt sich auch beim jüngsten Vorstoß der Börse Widerstand bei den Unternehmen. Einige Firmen bemängeln, dass ausgerechnet der Neue Markt zum Vorbild in Sachen Corporate Governance werden soll. "Wenn der Klassenletzte plötzlich so tut, als sei er der Musterschüler, dann wirkt das lächerlich", sagte der Chef eines Nemax-50-Unter-nehmens dem manager magazin. Die Börse solle alle Unternehmen zu mehr Transparenz drängen, und nicht nur die am Neuen Markt.

Autor: Ulric Papendick
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