In einem Interview mit dem manager magazin äußert sich die Berliner Fernsehproduzentin und frühere Talkshow-Gastgeberin Sabine Christiansen (55) erstmals über ihre Rolle als neue Aufsichtsrätin der hochverschuldeten Windreich AG aus Wolfschlugen bei Stuttgart, die Windkraftanlagen entwickelt.
Firmengründer und Alleinaktionär Willi Balz (52) verspricht sich, eigenen Worten zufolge, von Christiansen die "Expertise eines Medienprofis". Dass ihr Aufsichtsratsmandat PR-Zwecken diene, verneint Christiansen: "Ich dachte, es hätte sich erledigt, das Thema Frauen in Aufsichtsräten als PR-Aktionen zu bezeichnen." Die Windreich AG sei ihr drittes Mandat, "bei denen überall die Nachhaltigkeit das entscheidende Kriterium bildet, sei es im ökologischen oder im sozialen Bereich". Sie verfüge, so Christiansen weiter, über "langjährige Erfahrungen in Stiftungsvorständen und -beiräten".
Angesichts der Tatsache, dass Balz mit über 200 Millionen Euro bei Windreich engagiert ist, bislang aber vor allem Geld verloren hat, sagte Christiansen: "Wie viele Unternehmer gibt es heute in Deutschland, die eine derartige Summe eigenen Geldes investieren? Hier geht es nicht um Private Equity, sondern um Investments in die Energiewende." Die "nachweisbaren Leistungen" des Unternehmens seien "deutlich besser" als ihr Ruf.
Die Windreich AG (Umsatz 2011: 161 Millionen Euro) ist mit etwa 300 Millionen Euro verschuldet, ein Börsengang wurde Ende vergangenen Jahres abgesagt. Dies sei, so Christiansen, allerdings "unabgestimmt" geschehen von dem "inzwischen entlassenen" Finanzberater Karl-Gerhard Eick, einst Telekom-Vorstand und kurzzeitiger Arcandor-Chef. Eine Börsennotierung schließt Christiansen für die Zukunft nicht aus: "Windreich wird je nach Umfeld über einen Börsengang entscheiden."
Windreich hat zwei Anleihen über insgesamt 125 Millionen Euro platziert. Firmenchef Balz wird in den Medien mit den Worten zitiert: Wenn er das Geld für die Anleihe nicht zurückzahlen könne, dann sei "die Presse schuld". Dazu Sabine Christiansen: "Herr Balz und die Windreich AG kämpfen als David gegen die Goliaths. Stellen Sie sich einmal vor, dieses Unternehmen wäre eine kleine Autofabrik und würde gegen die mächtigen Unternehmen des Landes vergleichbare Marktanteile in manchem Sektor von 30 bis 35 Prozent erobern. Da muss man die eine oder andere emotionale Äußerung verstehen." Christiansen kündigt an, dass die "Öffentlichkeitsstrategien" von Windreich, "die nicht wirklich optimal waren", überprüft werden.
Autor: Klaus Boldt
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