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»Das ist der falsche Ansatz« - Bayer-Chef Wenning kritisiert die Pläne zur Gesundheitsreform

Der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Wenning geht mit der Gesundheitsreform hart ins Gericht: »Wir sind mit der Reform, wie sie jetzt angelegt ist, alles andere als zufrieden«, sagt der Manager im Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 17. November 2006): »Ich habe große Zweifel, dass wir mit dem, was auf dem Tisch liegt, eine nachhaltige Sicherung des Gesundheitssystems erreichen können.«

Vehement kritisiert Wenning die geplante Einführung von Höchstbeträgen für Arzneimittel. »Das ist unglaublich«, so Wenning. Den Plänen der Bundesregierung zufolge sollen die Preise für Arzneimittel künftig gedeckelt und bei der Preisbildung nur die Entwicklungskosten für Medikamente berücksichtigt werden, die im Inland anfallen. Wenning: »Wie man die in einem globalen Forschungsverbund auseinanderdividieren will, ist mir ein Rätsel.« Selten habe er einen »realitätsfremderen Vorschlag« gehört.

Die Initiative der Allgemeinen Ortskrankenkassen, ihre Nachfragemacht zu bündeln und dann, derart gestärkt, mit den Pharmaherstellern über die Arzneimittelpreise zu verhandeln, hält Wenning im Prinzip für gut: »Mit solchen Verhandlungsmodellen könnte ich grundsätzlich leben.« Voraussetzung sei allerdings, dass die Reglementierungen früherer Jahre verschwänden, wie zum Beispiel Zwangsrabatte und Festbeträge. Man könne jetzt nicht »den freien Wettbewerb noch obendrauf setzen«.

Die Regierungspläne sehen vor, dass das von der Bundesregierung eingerichtete unabhängige Institut für mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitssystem (Iqwig) künftig für jedes neue Arzneimittel eine genaue Kosten-Nutzen-Bewertung vornimmt. Wenning hält die geplante Umsetzung dieser Regelung »für problematisch.« Das Iqwig, so Wenning, wolle in seine Bewertung in erster Linie Ergebnisse der klinischen Studien zur Zulassung eines Medikaments einfließen lassen. Der Nutzen eines Arzneimittels zeige sich aber erst im Praxisalltag.

Wenning sieht das deutsche Gesundheitssystem generell auf einem falschen Weg und plädiert für mehr Wettbewerb. Seit 1983 habe es 13 verschiedene Gesetze zur Kostendämpfung gegeben. Noch mehr Regulierung, so Wenning, führe nicht weiter: »Mehr Wettbewerb muss ins System.«

Angesichts der Mängel der geplanten Reform erwartet der Bayer-Chef schon bald die nächste gesetzliche Initiative: Bleibe es beim gegenwärtigen Stand, so Wenning gegenüber manager magazin, »dann wird das nicht die letzte Reform gewesen sein.«

Autoren: Martin Noe, Dietmar Student
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