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Chipfabrik in Frankfurt/Oder droht an Geldmangel zu scheitern

Die weitere Finanzierung der im Bau befindlichen Chipfabrik in Frankfurt/Oder ist bedroht. Nach Informationen der Zeitschrift manager magazin (Erscheinungstermin: 20. Dezember 2002) steht bislang nur ein Bruchteil der erforderlichen Investitionssumme von 1,3 Milliarden Dollar zur Verfügung. Sollten sich in den nächsten Wochen keine weiteren Finanzierungsquellen eröffnen, gerät das ehrgeizige Projekt in ernste Schwierigkeiten.

Bislang fehlt eine Kreditzusage seitens der Banken, die mit 650 Millionen Dollar den größten Teil der Investitionssumme aufbringen sollen. 80 Prozent des Kreditvolumens soll durch eine staatliche Bürgschaft abgesichert werden. Seit Monaten versuchen die Commerzbank und die Gulf International Bank in Bahrain die Bedingungen für die Kreditvergabe zu erarbeiten, bislang ergebnislos. Das Mandat der beiden Institute läuft Ende des Jahres aus.

Solange die Kreditfinanzierung offen ist, wird auch der Hauptinvestor, die Dubai Airport Freezone Authority (Dafza), seinen Anteil nicht voll einzahlen. Das Staatsunternehmen aus dem Golf-Emirat hat zugesagt, sich mit 250 Millionen Dollar an der Chipfabrik-Betreiberfirma Communicant zu beteiligen. Von dieser Summe sind bislang 40 Millionen Dollar an Communicant geflossen.

Darüber hinaus verfügt die Betreiberfirma über 38 Millionen Dollar von der landeseigenen Investitionsbank Brandenburg und 40 Millionen Dollar vom Chipgiganten Intel. Subventionen in Höhe von rund 310 Millionen Dollar sind kürzlich von der EU genehmigt worden.

Die Kreditfinanzierung gestaltet sich offenbar aus drei Gründen schwierig: Zum Ersten ist kein Ende der Krise auf dem Halbleitermarkt in Sicht. Bei weltweiten Überkapazitäten ist ein Bedarf für zusätzliche Produktionsanlagen in Frankfurt/Oder nicht absehbar. Zum Zweiten hat die Glaubwürdigkeit des Projekts gelitten, weil Wolfgang Fürniß (CDU), Ex-Wirtschaftsminister von Brandenburg und wichtigster politischer Förderer der Chipfabrik, wegen einer dubiosen Millionenzahlung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zurücktreten musste. Zum Dritten sorgt der Wechsel im Management der Betreiberfirma Communicant für Irritationen. Der frühere Vorstandsvorsitzende Klaus Wiemer verließ im Mai 2002 die Firma ohne Angabe von Gründen, nun führt Professor Abbas Ourmazd die Geschäfte. Ourmazd ist nur bis Februar 2003 von seiner Stelle als Chef des staatlichen Frankfurter Forschungsinstituts IHP freigestellt.

Autor: Henrik Müller
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