Bundespräsident Horst Köhler fordert eine Rohstoffstrategie für die
Bundesrepublik. Es habe sich gezeigt, „dass die Rohstoffversorgung nicht
automatisch gesichert ist“ und man sich nicht mehr auf „das Funktionieren der
Weltmärkte verlassen“ könne, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift
manager magazin (Erscheinungstermin: 24. Oktober 2008). „Gerade wir in
Deutschland müssen die strategische Bedeutung einer eigenen Rohstoff- und
Energiesicherung erkennen und entsprechend handeln. Rohstoffpolitik braucht
größere Aufmerksamkeit.“
Köhler sprach sich in diesem Zusammenhang für eine engere Zusammenarbeit mit
Afrika aus, wo Deutschland Chancen verpasse. „Der Kontinent hat Zukunft,
besonders aufgrund der Knappheit an Rohstoffen auf diesem Planeten. Deshalb
steigen die Einkommen. Afrika wird wirtschaftlich interessanter.“
Köhlers Einschätzung zufolge täten sich in Afrika langfristige Chancen für die
deutsche Wirtschaft auf, auch abseits der Rohstoffmärkte. Das zeige die
Strategie der Chinesen, die dort nicht nur Rohstoffe aufkauften, sondern
inzwischen auch einfache Konsumgüter dorthin exportierten. „Wir müssen einfach
von unserem hohen Ross herunter und uns den Bedürfnissen vor Ort besser
anpassen“, forderte der Bundespräsident.
Insgesamt zeigte sich der Bundespräsident zuversichtlich, dass Afrika die
globale Finanzkrise vergleichsweise unbeschadet überstehen werde. Er sei
„verhalten optimistisch“ für die weitere Entwicklung, sagte Köhler. Viele
Länder hätten in den vergangenen Jahren sichtbare Reformanstrengungen gemacht.
„Bei allen Unzulänglichkeiten und Rückschlägen: Die Demokratie hat in Afrika
Fuß gefasst. Menschenrechte werden besser geachtet. Humanität hat einen höheren
Stellenwert bekommen. Deshalb glaube ich, dass Afrika jetzt nicht total aus der
Kurve geworfen wird.“
Im November wird der Bundespräsident zu einem Staatsbesuch nach Nigeria reisen.
Das von ihm mitinitiierte Netzwerk „Partnerschaft mit Afrika“ bringt
afrikanische und europäische Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
zusammen.
Autoren: Dr. Henrik Müller / Christian Rickens
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