„Es gibt Mitarbeiter, die sich nicht so einsetzen, wie ich das will“ /
Vermittler sollen Kontakt zu Betrieben ausbauen / Zweifel am Etatposten für
Arbeitslosengeld II
– Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit
(BA), Frank-Jürgen Weise, will in seiner zweiten Amtszeit die
Vermittlungsarbeit in den 178 Arbeitsagenturen verbessern. „Es gibt immer noch
Mitarbeiter, die sich für den Einzelfall nicht so einsetzen und verantwortlich
fühlen, wie ich das will“, kritisierte er in einem Interview mit SPIEGEL
ONLINE. Dabei sei „dieses persönliche Engagement … auch die wichtigste Vorsorge
gegen Missbrauch von Leistungen“.
Weise amtiert seit Anfang 2004 als Vorstandsvorsitzender der BA. Deren
Verwaltungsrat hatte am Donnerstag beschlossen, ihn für eine zweite Amtszeit
bis 2012 vorzuschlagen.
Nach Weises Willen sollen spürbare Verbesserungen bei der Beratung bis 2008
erreicht sein. „Wir gewinnen unsere Mitarbeiter für diese Ideen, wir bringen
sie auf diesen Weg. Das muss in den kommenden zwei Jahren passieren“, sagte er.
Er kritisierte bisherige Mängel in der Beratung. „Ich spreche immer wieder mit
Arbeitslosen und höre, wie es zugeht.“ Es komme vor, dass Vermittler sich „zu
sehr an den Qualifikationen nach Papierlage“ orientierten. Damit würden sie
Bewerbern oft nicht gerecht. Weise folgerte daraus: „Unsere Vermittler müssen
mehr rausgehen, in die Betriebe. Sie müssen verstehen, wie Firmen ticken.“
Der BA-Chef zweifelt daran, ob der im Entwurf für den Bundeshaushalt 2007
vorgesehene Geldposten für das Arbeitslosengeld II ausreichen wird. In der
eingeplanten Zahl stecke „entweder ein klares Programm, was man machen will, um
die erwarteten höheren Ausgaben zu reduzieren. Oder es ist Optimismus“, sagte
er zu SPIEGEL ONLINE. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) rechnet damit, dass
der Bund für das ALG II im kommenden Jahr 21,4 Milliarden Euro ausgeben muss.
Im laufenden Jahr drohen die Ausgaben für das ALG II aber auf bis zu 27
Milliarden Euro anzusteigen.
Die bisherige Reform der BA wertet Weise zum Teil auch als persönlichen Erfolg:
„Ohne übermütig zu sein: Die Weiterentwicklung ist zum Teil auch an meine
Person gebunden. Wir haben einen Auftrag der Politik und ich stehe für eine
bestimmte Richtung, einen Führungsstil“, sagte er.
Das vollständige Interview ist unter www.spiegel.de abrufbar.
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