Bischof Huber kritisiert materielle Orientierung der Deutschen
EKD-Ratsvorsitzender führt schwindenden Kinderwunsch auf gesellschaftlichen Konkurrenzkampf zurück / „Wirtschaft muss Eltern langfristige Perspektive bieten“
Hamburg, 4.5.2005 – Bischof Wolfgang Huber hat den nachlassenden Wunsch nach Kindern in Deutschland auf eine zu sehr am Materialismus orientierte Gesellschaft zurückgeführt. Der Ratsvorsitzende der EKD sagte in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE, die Deutschen seien – verursacht durch das Wirtschaftswunder – „stärker in ein materialistisches Denken verstrickt als andere Länder“. Aus Konrad Adenauers Satz „Kinder werden sowieso geboren“ sei ein „Programm der Gleichgültigkeit“ geworden.
Die Menschen im Alter zwischen 20 und 39 Jahren gerieten häufig in einen „Lebensstau“. Vieles müssten sie gleichzeitig bewältigen: Ausbildung, Karriere, Partnerschaft. Im härter werdenden Konkurrenzkampf um einen Platz in der Gesellschaft trete die Frage nach Kindern daher in den Hintergrund. Quer durch die Generationen schwinde zudem die Zukunftsgewissheit. Selbstkritisch sagte Huber, auch die evangelische Kirche habe die Verantwortung für Kinder nicht nachdrücklich genug angesprochen.
Gegenüber SPIEGEL ONLINE forderte der höchste Repräsentant der deutschen Protestanten die Wirtschaft auf, Erziehungspausen nicht länger als einen Verlust an beruflicher Kompetenz zu betrachten. Betriebsnahe und in den Betrieb integrierte Kindergärten genügten nicht. Firmen müssten Eltern zur besseren Planbarkeit und Absicherung langfristige Perspektiven bieten.
Huber beklagte den „Patchwork-Charakter“ vieler Biografien. In einem Überangebot an Sinn stiftenden Lebensmöglichkeiten gelte es, Menschen zu einem „organisierenden Prinzip ihres Lebens“ zu verhelfen. Das Leben mit Kindern gehöre zu den größten Glückserfahrungen, die ein Mensch haben könne.
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