Im Gespräch mit manager magazin kritisiert Utz Claassen den Kapitalismus – und die Kritik daran
Verständnis für die gegenwärtige Kritik am Kapitalismus äußert EnBW-Chef Utz
Claassen in einem Gespräch mit dem manager magazin. Es sei „richtig“, so
Claassen gegenüber dem in Hamburg erscheinenden Wirtschaftsmagazin, dass der
Staat „Auswüchse des Kapitalismus begrenzen“ müsse. Ihm selbst mache eine
Wirtschaftsordnung Sorgen, „in der Arbeitsplätze, Bits und Bytes sowie
Aktienpakete verschoben werden, um kurzfristig Werte zu schaffen“: „Jede
Wirtschaftsordnung muss nachhaltige Werte schaffen für Kunden, Aktionäre und
Beschäftigte.“ Genauso, fordert Claassen, gehöre es allerdings zu den Aufgaben
des Kapitalismus, „den Auswüchsen des Staates Grenzen zu setzen“.
Ein Kernproblem in Deutschland sei laut Claassen der Neid: „Wir leben in einer
Kultur, die neidbehaftet ist.“ Und oftmals würde den Menschen nicht Geld,
sondern „eher Erfolg und Leistung“ geneidet. Claassen wörtlich: „Wenn es nach
dem Wunsch mancher Neider ginge, säße Bill Gates möglicherweise sogar wegen
Erfolgs im Knast.“
Hier zu Lande, kritisiert Claassen, fehle es generell an Mut, „unsere Probleme
offen und hart“ zu diskutieren. Zudem würde der Begriff „sozial“ oft
fehlinterpretiert. Die Leute würden es häufig als sozial empfinden, „die Dinge
so zu lassen, wie sie sind, keine Bequemlichkeiten aufzugeben und notwendige
Veränderungen nicht vorzunehmen“. Claassen hält es eher für sozial, „Systeme
durch Modernisierung, Reformen und gegebenenfalls Einschnitte zukunftsfähig zu
machen“. Dass man mit einer solchen Sicht der Dinge selten geliebt werde, stört
Claassen nicht: „Wer nur gemocht werden will, muss oftmals den Weg des
geringsten Widerstands gehen.“
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