Vorwurf: Zahlung versteckter Provisionen / Gesamter Branche droht Prozesswelle
Sparkassen und Deka sollen über Jahre Provisionen zulasten ihrer Kunden
kassiert haben, ohne die Zahlungen offenzulegen. Ein Anleger hat daher Klage
vor dem Landgericht Münster eingereicht. Dies berichtet das manager magazin in
seiner neuesten Ausgabe, die am kommenden Freitag (22. September) erscheint.
Der Anleger hatte im Jahr 2000 einen Vertrag über eine sogenannte
fondsgebundene Vermögensverwaltung mit der Kreissparkasse Borken im Münsterland
und der Deka geschlossen. Die Geldmanager sollten für den 64-jährigen Kunden
gut 200000 Euro in die besten Investmentfonds anlegen. Neben den vertraglich
vereinbarten Gebühren kassierten Sparkasse und Deka offenbar zusätzlich noch
satte Provisionen von den Fondsanbietern. Zahlungen, die mit dem Geld der
Fondsanleger finanziert wurden, die dem Kunden aber, so der Vorwurf,
verschwiegen wurden. Der klagende Anleger verzeichnet heute einen Verlust von
über 10 Prozent seines Einsatzes und fordert die Rückabwicklung des Geschäfts.
Die Sparkassen-Anwälte, so das manager magazin weiter, bestreiten, dass der
Kläger über diese sogenannten Kickbacks nicht aufgeklärt worden sei. Die
Juristen des Geldhauses räumten gegenüber dem Gericht jedoch ein, einmalige
Kauf- und jährliche Bestandsprovisionen in Höhe von mehr als 0,5 Prozent des
Anlegergeldes kassiert zu haben. Eine in der Branche gängige Praxis, wie
Experten wissen.
Nach dem Willen der Bundesregierung soll die Finanzbranche ab dem Jahr 2008
gesetzlich dazu verpflichtet werden, solche Kickbacks offenzulegen. Erlaubt war
das heimliche Kassieren aber nach Ansicht vieler Juristen schon bisher nicht.
Bereits im Jahr 2000 hatte der Bundesgerichtshof in einem ähnlichen Fall das
Verschweigen der Provisionen als „schwerwiegende Treuwidrigkeit“ bezeichnet.
Hat der Kläger Erfolg, dürfte nicht nur der Deka, sondern auch anderen
Finanzhäusern eine Klagewelle drohen.
Autor: Jonas Hetzer
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