Gerhard Schröder hat sich für eine aktive Rolle des Staates in der Wirtschaft ausgesprochen. In Branchen von strategischer Bedeutung sei es gelegentlich geboten, direkt auf Unternehmensentscheidungen Einfluss zu nehmen, sagte der Altkanzler in einem Interview mit manager magazin (Erscheinungstermin: 17. November 2006). Auch staatliche Beteiligungen an wichtigen Konzernen schließt er nicht aus.
Ziel der Politik solle es sein, in »Schlüsselbranchen« Unternehmen von Weltformat schaffen zu helfen und wichtige Technologien im Land zu halten. »Solche Dinge sind notwendig, weil sich das weltwirtschaftliche Umfeld geändert hat«, sagte Schröder. »Es gibt so etwas wie eine Konkurrenz der Volkswirtschaften. Es ist heute üblich, dass sich Regierungen für Unternehmen ihrer Länder international engagieren.«
Mit Blick auf die angespannte Lage beim deutsch-französischen Airbus-Mutterkonzern EADS sympathisiert der Altkanzler mit einer deutschen Staatsbeteiligung: »Sollte die Bundesregierung eine direkte Beteiligung erwerben, kann ich das nachvollziehen. Der EADS-Konzern hat eine enorme Bedeutung – nicht nur für die Arbeitsplätze, aber auch. Ich finde, dass Deutschland ein Interesse daran hat, dass Flugzeugbau auch weiterhin in Deutschland stattfindet. Und ich kann mir vorstellen, dass es mit einer Beteiligung einfacher ist als ohne.«
Daneben sprach sich Schröder gegen die drohende Aufspaltung der Tui aus: »Ich fände es schade, wenn die Tui zerschlagen würde – aus volkswirtschaftlichen, aber auch aus regionalpolitischen Gründen. Das hätte Auswirkungen auf die Situation in der Region Hannover, auf die Arbeitsplätze dort«, so Schröder. Eine Trennung des Unternehmens in die Sparten Touristik und Logistik möge ja für »den einen oder anderen Private-Equity-Investor oder Hedgefonds von Interesse« sein. »Das ist aber nicht unbedingt im Interesse Deutschlands.«
Autor: Henrik Müller
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