Der Vorstandschef der Münchener Allianz-Versicherung, Michael Diekmann, rechnet
angesichts der Finanzkrise in den USA nicht mit schwerwiegenden Folgen für
deutsche Banken und Unternehmen. „Das Beben an den Finanzmärkten wird sich
zunächst nur begrenzt auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Das Finanzsystem
hierzulande ist robust, ich glaube nicht, dass es zu einer Kreditklemme kommt“,
sagte Diekmann in einem Interview mit dem manager magazin (Erscheinungtermin:
26. September).
Die zu erwartende Abkühlung der Weltkonjunktur werde aber an Deutschland nicht
spurlos vorbeiziehen, betonte Diekmann zugleich. „Die deutsche Wirtschaft wird
im zweiten Halbjahr 2008 nicht wachsen.“ Aufgrund der rückläufigen Preise auf
den Rohstoffmärkten sehe er aber „durchaus Chancen, dass sich die
Binnennachfrage 2009 wieder belebt“.
Das Bankenbeben, das vor allem die New Yorker Investmenthäuser massiv getroffen
hat, bezeichnete Diekmann als unvermeidliche Bereinigung: „Der Ausleseprozess
in den USA ist natürlich schmerzhaft. Aber er ist unvermeidbar nach Jahren
eines künstlichen Booms.“ Für die Allianz biete die Krise auch Chancen auf
günstige Zukäufe. Mit Blick auf den US-Wettbewerber AIG, der stark unter der
Finanzkrise leidet, sagte Diekmann: „AIG braucht dringend Kapital und mag sich
einen Verkauf von operativen Geschäftseinheiten, die unter normalen Umständen
nicht zum Verkauf stünden, überlegen.“
Die Entwicklungen an den internationalen Kapitalmärkten sieht der Allianz-Chef
mit Besorgnis. „Es gibt heute etwas, das ich Schattenkapitalmarkt nenne“, sagte
Diekmann dem manager magazin. „Das sind zum Beispiel Investoren, die durch
aggressive Leerverkäufe, also ohne den Einsatz eigenen Kapitals, Geld
verdienen, indem sie Aktienkurse herunterprügeln.“ Die Allianz habe mit
Interesse bemerkt, dass die Kurssprünge ihrer Aktie schlagartig aufhörten, als
die amerikanische Börsenaufsicht ungedeckte Leerverkäufe zeitweilig untersagte.
Seit Freitag vergangener Woche hat auch die deutsche Finanzaufsichtsbehörde
Bafin Leerverkäufe von Finanztiteln bis zum Jahresende untersagt, darunter auch
der Allianz-Aktie.
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