Interview mit Britta Domke, leitende Redakteurin Harvard Business manager

Britta Domke arbeitet als leitende Redakteurin für den Harvard Business manager.

Britta Domke Foto: Carsten Dammann
Wer im Journalismus eine Nische findet, die nur wenige andere besetzen, kann sich damit schnell profilieren. Wirtschafts­journalismus gehört sicher dazu, da nicht viele Berufs­anfänger:­innen ein Wirtschafts­studium absolviert haben.

Wie sieht dein Arbeits­alltag aus?

Wer hier arbeitet, muss wissen: Berühmt wird man mit dieser Arbeit nicht. Wir sind ein Autoren­magazin, also stehen nicht unsere Namen über den Artikeln, sondern die der Wissen­schaftler:­innen, Unter­nehmens­berater:­innen oder Praktiker:­innen, deren Beiträge wir abdrucken. Das sind in der Regel keine Schreib­profis, daher laufen ihre Texte bei uns durch viele Hände, bis sie druck­reif sind. Etwa 60 Prozent der Artikel im Harvard Business manager sind Über­setzungen aus unserem Mutter­blatt Harvard Business Review. Diese vergebe ich an unser Team externer Über­setzer:­innen, über­setze auch mal selbst. Und dann erreichen uns jeden Monat zahl­reiche Themen­angebote deutsch­sprachiger Autor:­innen. Nur ein kleiner Teil davon eignet sich für einen Abdruck. Dafür erarbeite ich mit den Autor:­innen ein Artikel­konzept, bitte um Nach­besserungen – oft auch mehr­mals – und redigiere die End­version gründlich.

Als Mitglied des Leitungs­teams plane ich mit den Kolleg:­innen zusammen unsere Hefte, behalte den Über­blick über die Artikel-Pipe­line, koordiniere die Produktion und nehme fertige Texte ab. Außer­dem bin ich für die Meldungen zuständig und sammle dafür ständig Studien und Umfragen. Obwohl ich im Studium nie Statistik hatte, fuchse ich mich mittler­weile tief in wissen­schaft­liche Studien ein und habe erst kürzlich ein Seminar dazu absolviert.

Wie bleibt ihr als Team in euren Themen­bereichen auf dem aktuellen Stand?

Weil wir nur ein kleines Team mit 7 Mitarbeiter­innen sind, haben wir hier im Grunde keine Spezial­gebiete – nur Lieblings­themen, die wir ein­ander gern über­lassen. Aber wir alle sprechen regel­mäßig mit Wissen­schaftler:­innen, Unter­nehmens­berater:­innen und Führungs­kräften über die aktuellen Entwicklungen im Management, fahren zu Hoch­schulen oder Konferenzen. Beim Peter-Drucker-Forum im November – der wohl wichtigsten Management­konferenz in Wien – ist immer jemand aus unserem Team dabei, führt Inter­views oder lässt sich von den Speakers zu neuen Themen inspirieren. Und unsere Chef­redakteurin Antonia Götsch hat in ihrem Pod­cast »Wegen guter Führung« immer wieder inter­essante Führungs­kräfte zu Gast, diskutiert mit ihnen über Remote Work, Schick­sals­schläge im Team oder Streit im Job.

Wie kann man sich das Arbeits­klima bei euch in der Redaktion vorstellen?

In der Redaktion herrscht das, was die Harvard-Business-School-Professorin Amy Edmondson »Psychological Safety« nennt: Eine angst­freie Team­kultur, in der wir Probleme ansprechen und offen diskutieren, in der wir Entscheidungen hinter­fragen und unseren Chef­innen und Kolleg­innen wider­sprechen können, ohne negative Folgen befürchten zu müssen. Das gilt auch für die Arbeits­bedingungen: Wer krank ist, wird nach Hause geschickt, und wer zwischen­durch einen privaten Termin wahr­nehmen muss, kann das tun.

Welche Rat­schläge kannst Du rück­blickend angehenden Redakteur:­innen geben?

In der Management­forschung wird oft die Frage diskutiert, ob Generalisten oder Spezialisten die größeren Karriere­chancen haben. Ich bin über­zeugt: Es sind die Spezialisten. Wer im Journalismus eine Nische findet, die nur wenige andere besetzen, kann sich damit schnell profilieren. Wirt­schafts­journalismus gehört sicher dazu, da nicht viele Berufs­anfänger:­innen ein Wirt­schafts­studium absol­viert haben. Und was den Job angeht, lebe ich nach dem Motto: »Love it, change it, or leave it«. Love it: Gute Arbeit­geber sind im Journalismus nicht selbst­ver­ständlich. Wo Arbeits­klima und -bedingungen stimmen, da lohnt es sich zu bleiben. Change it: In einem früheren Job habe ich mich mit der gesamten Redaktion gegen Mobbing und schlechte Arbeits­bedingungen gewehrt – erfolg­reich. Es lohnt sich also, den Mund auf­zu­machen. Leave it: Hab keine Angst zu gehen, wenn es nicht mehr passt. Wer weiß, wofür es gut ist.