7 mal 5 Fragen Fünf Fragen an Mark Asher

In der Herstellung arbeitet beschäftigt sich Mark mit Papier und Druck und sorgt dafür, dass unsere Produkte grüner werden.

„Es hat ja im Laufe der Jahre immer wieder Veränderungen gegeben. Eines der heraus­forderndsten Zukunfts­themen ist sicher der Bedruck­stoff: Was wird das eines Tages sein?“

Du arbeitest seit 26 Jahren bei der SPIEGEL-Gruppe. Wie haben sich Dein Job und die Anforderungen im Laufe der Zeit verändert, insbesondere vor dem Hinter­grund des immer wichtiger werdenden Themas der Nachhaltigkeit?

Das Thema Nachhaltigkeit hat naturgemäß einen starken Einfluss auf unsere klassischen Arbeits­felder wie Ein­kauf, Qualitäts­management, Produktions­sicherheit und Organisation. Da hat sich im Laufe der Jahre eine Menge getan. Ins­gesamt schauen wir heute sehr viel genauer auf die Her­kunft, den Ein­satz und die Umwelt­aus­wirkungen unserer Materialien. Papiere, Farben, Verpackungen müssen immer wieder neu gesichtet, bewertet und über­dacht werden. Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst.

Aufgrund der hohen Auflage und der Gewähr­leistung der Produktions­sicherheit sind wir beim SPIEGEL auf eine Mehr­zahl von Lieferanten an­ge­wiesen und bauen auf verschiedene Papier­hersteller. Das Ergebnis soll für die Leser­innen und Leser aber immer gleich aus­sehen. Damit das klappt, müssen wir unter­schiedliche Ingredienzen und deren Eigen­schaften berück­sichtigen – das ist super­spannend, und da ist immer Bewegung drin.

Ein Meilenstein: Alle Derivate unter der Marke SPIEGEL sowie das manager magazin werden auf Recycling­papier her­ge­stellt. Das verringert den CO2-Fuß­abdruck deutlich. Wie stolz bist Du, zu so einem Erfolg beigetragen zu haben?

Ja, wir haben die Derivate komplett umgestellt auf 100 Prozent Recycling­papier. Das ist eine Gemein­schafts­leistung, bei der viele Personen im ganzen Haus mit­ge­wirkt haben. Klar freuen wir uns, das erreicht zu haben, ins­besondere in einem so traditions­bewussten Unter­nehmen wie dem unseren, bei dem der Wieder­erkennungs­wert stark im Vorder­grund steht. Das war eine Team­leistung in enger Zusammen­arbeit mit diversen Kolleg:­innen, die viel Abstimmung erfordert hat. Es ist ein schönes Gefühl, das auf die Beine gestellt zu haben und weiter daran zu arbeiten.

Im Hinblick auf die Nach­haltig­keit: Was könnten wir noch umsetzen? An welchen weiteren Projekten arbeitet Ihr in der Herstellung aktuell?

Wir sind ständig dabei, Abläufe und Produkte zu optimieren. Aktuell arbeiten wir daran, die Kreuz­verschnürung – das sind die Plastik­bänder um die Paletten – zu redu­zieren. Es geht darum, Müll zu vermeiden und Roh­stoffe ver­antwortungs­voll ein­zu­setzen oder möglichst ein­zu­sparen. Außer­dem vertiefen wir die Gespräche mit den Lieferanten und Partnern noch weiter und versuchen ihre Arbeits­weise besser zu verstehen. Wir verlassen uns dabei nicht nur auf Siegel wie den „Blauen Engel“. Denn, ob eine Fabrik den Strom aus erneuer­baren Energien einsetzt oder nicht, wirkt sich stark auf die Umwelt­bilanz aus. Da müssen wir ein­fach noch genauer hin­schauen. S: Die „investigative“ Herstellung sozusagen? (lacht): Ja, das ist tat­sächlich so. Wir sind sehr auf Augen­höhe mit unseren lang­jährigen Partnern und können des­wegen auch das eine oder andere hinter­fragen. Wir wollen unseren Ein­fluss geltend machen und möchten versuchen, gemeinsam mit unseren Partnern noch besser zu werden – bei den Emissionen, beim Strom- und beim Wasserverbrauch.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Geht in der Produktion auch mal etwas schief? Hast Du eine kuriose Geschichte für uns?

Ja, da gibt es doch einige. Als wir das Druck­verfahren für den SPIEGEL verändert haben und vom Tief- in den Offset­druck migriert sind, gab es zum Beispiel Über­legungen, das Schrift­bild des Tief­drucks im Off­set nach­zu­bilden. Das Kuriose daran: der Off­set hat für Schriften eine höhere Rand­schärfe als der Tief­druck. Wir hätten also das bessere Schrift­bild verschlechtern müssen, damit wir charakterlich den Ein­druck des Tief­drucks erhalten (lacht). Über diesen Vor­schlag haben unsere Partner in den Druckereien nicht schlecht gestaunt. Zum Glück wurde diese Idee aus dem Art-Department nicht umgesetzt. Und wenn man sich jetzt den SPIEGEL mal mit der Lupe anschaut, erkennt man, wie rand­scharf das Schrift­bild ist. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Plan damals nicht umgesetzt haben.

Welche Veränderungen werden in Zukunft auf die Herstellung zukommen?

Ich bin sehr gespannt darauf, wohin die Reise gehen wird. Es hat ja im Laufe der Jahre immer wieder Veränderungen gegeben, auch im Kleinen – das haben viele gar nicht mit­bekommen. Eines der her­aus­forderndsten Themen ist sicher der Bedruck­stoff: Was wird das eines Tages sein? Wir wissen nicht, wie es mit den Papieren weiter­geht. Der Einkauf ist schwieriger geworden, das Recycling­material ist ein sehr knapper und begehrter Roh­stoff. Gleich­zeitig ist es unser Job, dass sich das Papier weiter­hin gut anfühlt, dass es gut aus­sieht, sich gut verarbeiten lässt und vor allem, dass es nach­haltig ist. Ich denke, wir haben da schon ein sehr gutes Paket und bin sehr zu­ver­sichtlich. In meinem Job kommen viele Dinge zusammen: das Technische, das Kauf­männische, das Organi­satorische, die Nach­haltig­keits­themen – das ist einfach wahn­sinnig komplex und immer wieder interessant.

Das Interview haben wir im Sommer 2022 geführt.