
„Ich glaube, wir haben unsere Hausaufgaben richtig gut gemacht und haben eine solide Basis. Große Innovationssprünge erwarte ich in den nächsten Jahren, wenn Themen wie Augmented Reality und Künstliche Intelligenz im Massenmarkt ankommen.“
Einige Menschen werden sich wahrscheinlich wundern, was eine Innovationsmanagerin beim SPIEGEL so macht. Gibt es einen typischen Tag und falls ja, wie sieht er aus?
(lacht) Jetzt heute Morgen beispielsweise habe ich meinen ersten Termin zuhause im Home-Office gemacht. Wir haben jeden Mittwoch unseren Team-Check-in mit dem festen Agendapunkt „Wissen-Teilen“: Jede Woche bereitet jemand aus dem Team etwas zum Thema Innovation und Geschäftsfeldentwicklung vor und stellt es den anderen vor, sodass wir uns immer weiterentwickeln, gegenseitig inspirieren und Wissen tanken. Danach bin ich ins Büro gefahren. Hier stehen heute Research und Analyse eines neuen Geschäftsfeldes, das wir angehen wollen, auf dem Zettel. Nach dem Mittagessen mit Kolleg:innen in der SPIEGEL-Kantine liegt an diesem Nachmittag – wie sehr oft – der Fokus auf Teamarbeit in Projekten, die wir gerade begleiten. Das kann die Konzeption eines Workshops oder Prozesses im Rahmen eines neuen Projekts beinhalten oder die Zusammenarbeit mit einem Team im Rahmen eines Workshops.
Hat sich der Innovationsdruck durch Corona denn erhöht?
Ich finde das noch schwierig einzuschätzen, weil man noch nicht so richtig abschätzen kann, was bleibt und was sich wieder ausschleicht und einpendelt. Wir sind ohnehin in einem wahnsinnig dynamischen Markt unterwegs, der sich sehr schnell weiterentwickelt und verändert. Aber Corona hatte einen riesigen Effekt im Unternehmen selber: die Art, wie wir arbeiten, wie wir zusammenarbeiten, wo wir arbeiten – ich glaube, da hat sich Corona wahnsinnig stark drauf ausgewirkt.
Was macht aus deiner Sicht eine Innovation eigentlich besonders und letztlich erfolgreich?
Innovation per se lässt sich schwer definieren. Innovation muss nicht immer „top notch“ oder etwas super Besonderes, darum geht es nicht. Was in einem anderen Marktumfeld schon Standard ist, kann für uns möglicherweise eine Innovation sein. Es kommt immer auf die Perspektive an: Betrachtet man den Markt, betrachtet man das eigene Unternehmen oder betrachtet man das Leben insgesamt. Entscheidend ist, dass das Unternehmen mit einer Innovation befähigt wird, sich den Umständen und der Entwicklung anzupassen bzw. einen Nutzen für die Kundschaft zu bieten. Die Kundschaft kann in unserem Kontext der Leser oder die Leserin sein, es kann aber auch genauso gut jemand internes sein. Wir schauen bei Innovationsthemen immer darauf, dass es einen „Need“ gibt für das, was wir entwickeln, dass es wirtschaftlich ist und – dieser Dreiklang ist wichtig – es muss auch machbar sein. Unsere Entwicklungen müssen zu den Kompetenzen passen, die wir im Unternehmen schon haben oder die wir weiter aufbauen möchten.
Und welche Innovation würdest du in der nächsten Zeit unbedingt (und sofort) bei uns umgesetzt sehen wollen?
Ich glaube, „sofort“ ist immer schwierig (lacht). Aber es gibt viele Themen, an denen wir in der Geschäftsfeldentwicklung derzeit arbeiten: Zum Beispiel der Lernmarkt – also alles, was sich im Bereich des Lernens und Entwickelns bewegt. Da gibt es wahnsinnig spannende Potenziale, bei denen ich sehr drauf hoffe, dass wir dort neue Innovationen, neue Produkte, neue Angebote identifizieren können. Aber da stehen wir noch ganz am Anfang, deswegen würde ich nicht „sofort“ sagen. Das ist aber definitiv ein Feld, auf das ich gucken wollen würde.
Das nächste größere oder große Jubiläum – in 25 oder 75 Jahren – wenn wir dann zurückblicken: wie innovativ waren wir, was glaubst Du?
Ich glaube ehrlicherweise, dass wir schon gar nicht so schlecht dabei sind. Wir haben viele Themen auf dem Schirm. Ich glaube, wir haben unsere Hausaufgaben jetzt richtig gut gemacht, wir haben eine solide Basis, und schauen ständig, wie wir uns weiterentwickeln können, und ich denke, die Innovationssprünge werden erst in den nächsten Jahren kommen, wenn wir Themen wie Augmented Reality und Künstliche Intelligenz in der Anwendung und im Massenmarkt sehen. Dann wird es nochmal wirklich spannend und es wird sich herauskristallisieren, ob wir innovativ waren oder nicht.
Das Interview haben wir im Sommer 2022 geführt.