Als vor hundert Jahren die Zarenherrschaft zu Ende ging, dauerte es nicht lange, bis eine kleine, zu allem entschlossene Gruppe die Macht in Russland eroberte und sie nicht mehr aus den Händen gab. Die Oktoberrevolution von 1917 wurde zu einem Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts. Bald strahlte das sowjetische Experiment auf die ganze Welt aus, und auch die Massenmorde der Stalin-Zeit änderten nichts an dieser enormen Wirkung. Im Wettstreit der Systeme trug der Westen schließlich den Sieg davon - ein Erfolg der Demokratie, aber eine schwere Demütigung für das sowjetische Imperium. Nicht wenige im heutigen Russland glauben, dass sie nach der epochalen Niederlage noch etwas gutzumachen haben.
Dieses Heft schlägt den Bogen von den Bolschewiki bis zu Wladimir Putin. Wie es den Revolutionären um Lenin gelang, das Land unter ihre Kontrolle zu bringen, wird anschaulich erzählt, ebenso wie der Auf- und Abstieg Leo Trotzkis und das wechselvolle Schicksal der Ukraine. Auch mithilfe russischer Quellen zeichnet ein ausführlicher Beitrag nach, wie Stalin sich vom marxistischen Revolutionär zum Imperator wandelte, der an Traditionen anknüpfte, die bis zurück zu Iwan IV. ("der Schreckliche") reichen. Spannende Porträts widmen sich den Staatsführern in der späteren Sowjetunion und danach, eingebettet in die gesellschaftliche Realität ihrer Zeit. Erst in dieser historischen Perspektive wird das heutige Putin-Russland verständlich.
Beiträge zu Film, Literatur und Kunst runden das Heft ab, genauso wie Einblicke in den sowjetischen Alltag, die eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufzeigen. So war es auch bei der propagierten Gleichberechtigung der Frau, die tatsächlich noch in weiter Ferne lag. Beschrieben wird darüber hinaus der zeitweilig große Erfolg der sowjetischen Raumfahrt, die mit dem Sputnik-Satelliten ganz Amerika schockierte - und zum Projekt Mondlandung anstachelte.
SPIEGEL GESCHICHTE "Russland - Vom Zarenreich zur Weltmacht" erscheint am 29. November zum Preis von 7,90 Euro. Die digitale Ausgabe mit multimedialen Extras ist bereits am Tag vor Erscheinen des Print-Heftes ab 18 Uhr verfügbar.
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