Fast vier Jahre nach der Pleite des lange zweitgrößten deutschen Baumarktkonzerns Praktiker stellt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken die Ermittlungen ein. Die zuletzt acht beschuldigten ehemaligen Funktionsträger entgehen, wie das manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: 28. April) berichtet, damit – anders als Drogeriefürst Anton Schlecker – einem Prozess. Oberstaatsanwalt Elmar Schöne entkräftet auf acht Seiten die Vorwürfe Untreue, Betrug, Kapitalanlagebetrug und Insolvenzverschleppung. „Der zuständige Dezernent konnte kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten feststellen“, bestätigt Sprecher Christoph Rebmann. Dass die Kollegen der Hamburger Staatsanwaltschaft, die unter dem Aktenzeichen 5512 JS253/13 bis heute parallel ermitteln, zu einem anderen Ergebnis kommen, gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Dabei hatte ein eigens beauftragtes Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersch Fehler bei der Insolvenzanmeldung nahegelegt. Demnach soll Praktiker bereits im April überschuldet und schließlich Anfang Juli 2013 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Insolvenzantrag wurde jedoch erst am 12. Juli eingereicht. Allerdings, so befindet die Staatsanwaltschaft, lagen den Ex-Managern Gutachten renommierter Beratungsgesellschaften vor, die eine positive Fortführungsprognose für den strauchelnden Konzern attestierten. Entsprechend sei keine vorsätzliche oder fahrlässige Insolvenzverschleppung festzustellen. In der Höhe der Beraterhonorare – zwischen 2010 und 2013 flossen rund 80 Millionen Euro an McKinsey, Boston Consulting und zuletzt Roland Berger – sehen die Ermittler keine Treuepflichtverletzung.
Mit angemeldeten Forderungen in Höhe von über 3 Milliarden Euro ist Praktiker einer der größten Pleitefälle im Einzelhandel. Während sich der Schaden für die Lieferanten des Baumarktkonzerns in Grenzen hält, bleiben Aktionäre und Anleihegläubiger auf ihren Fehlinvestitionen sitzen.
Autor: Martin Mehringer
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