Der Vorstandschef und Chairman von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, hat eigene Fehler eingestanden. „Historisch, in Bezug auf unsere Rendite, sind wir natürlich nicht zufrieden (...). Natürlich hätten wir besser performen können“, sagte Blankfein, bezogen auf die Ergebnisse der vergangenen Quartale, im Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 17. November). Man habe möglicherweise zu lange gehofft, dass das traditionelle Geschäft, etwa der Handel mit Festverzinslichen, Währungen und Rohstoffen, sich rasch wiederbelebe und deswegen andere Wachstumsfelder wie etwa das digitale Geschäft mit normalen Krediten vernachlässigt. Auf eine entsprechende Frage sagte Blankfein, es sei richtig, dass hier „schon früher mehr Wachstum für uns möglich gewesen wäre“.
Insgesamt relativierte er den Führungsanspruch seiner Bank. Goldman Sachs wolle zwar in den relevanten Geschäftsfeldern immer Marktführer sein, könne aber schrumpfenden Vorsprung verschmerzen: „Man kann nicht immer outperformen (...). Also: Ich hyperventiliere nicht.“
Die Aussagen Blankfeins untermauern eine neue Offenheit der Wall-Street-Ikone, die jahrzehntelang auf ihren Nimbus der Unfehlbarkeit bedacht war. Auf die Frage, ob Goldman Sachs in den Handel mit Bitcoin einsteigen wolle, sagte der 63-Jährige: „Ich verstehe das System einfach noch nicht gut genug. (...) Ich will die Entwicklung der Internetwährungen noch ein wenig beobachten, bevor ich entscheide. Es geht ja darum, ob sich Bitcoin am Ende durchsetzt – und nicht darum, ob ich das System mag.“
Blankfein äußerte die Erwartungshaltung, dass künftig deutlich mehr Topmanager wie er sich in die politische und gesellschaftliche Diskussion einschalten werden. Blankfein ist der einzige CEO einer großen Wall-Street-Bank, der regelmäßig twittert: „Es ist wichtig, dass sich Leute in solchen Positionen zu Wort melden. Ich glaube, das wird immer mehr die Erwartungshaltung an Menschen wie mich sein. Und bevor ich etwas nachahme, wollte ich die Führung übernehmen.“
Autor: Sven Clausen, Michael Freitag
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