Bayer-Chef Werner Baumann will nach der Übernahme das umstrittene Geschäftsmodell Monsantos weitgehend unverändert fortführen, aber den Namen Monsanto voraussichtlich aufgeben. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende im Interview mit dem manager magazin an (Erscheinungstermin: 16. Dezember).
„Monsanto hat ein völlig neues Geschäftsmodell etabliert und marktfähig gemacht“, sagte er dem Hamburger Wirtschaftsmagazin. Im Prinzip arbeite der Konzern ähnlich wie die Software- oder die Musikindustrie – teuer entwickeltes Saatgut im Austausch gegen Lizenzgebühren. „Natürlich gab es Bauern, die gesagt haben, wir nutzen das Monsanto-Saatgut genauso, wie wir es schon immer gemacht haben“, argumentierte er weiter: „Wenn man ein solches Verhalten als Unternehmen toleriert, entzieht man dem Geschäftsmodell die Basis. Monsanto hat nur seine Rechtsposition verteidigt.“
Für den Fall, dass die Wettbewerbsbehörden den Zusammenschluss billigen, werde es allenfalls geringfügige Änderungen an dieser Praxis geben, führte er weiter aus: „Natürlich haben wir die geistigen Eigentumsrechte an unseren Innovationen im Blick. Bayer setzt diese aber nicht gegenüber Kleinbauern durch, die ausschließlich für den Eigenbedarf und das Überleben ihrer Familie anbauen.“
Baumann legte nahe, dass Bayer den Namen Monsanto aufgeben werde: „Sowohl die Belegschaft als auch das Management von Monsanto haben verstanden, für welche Werte der Name Bayer steht.“ Entscheidungen könne man aber erst nach dem Abschluss des Deals treffen.
Den Genehmigungsverfahren der verschiedenen Kartellbehörden blickt Baumann optimistisch entgegen. Denn durch den Zusammenschluss werde der Wettbewerb innerhalb der Agrarchemieindustrie gestärkt: „Dow und DuPont werden nach ihrer Fusion ein ähnliches Profil aufweisen wie das kombinierte Agrargeschäft von Bayer und Monsanto. Wenn also bereits ein Konzern entsteht, der Pflanzenschutzmittel und Saatgut in einem integrierten Geschäftsmodell verbindet, dann spricht gerade aus Wettbewerbsgründen vieles dafür, auch einen zweiten, ähnlich aufgestellten Anbieter zuzulassen.“
An seinem eigenen Rollenwechsel vom einfachen Vorstandsmitglied zum Konzernchef im Frühjahr dieses Jahres sei vor allem die völlig veränderte öffentliche Wahrnehmung seiner Person gewöhnungsbedürftig gewesen: „Die Art und Weise, wie Unternehmen und Unternehmensführung mit mir gleichgesetzt werden, ist eine völlig neue Erfahrung. Man braucht starke Leute um sich, die einem zwischendurch immer mal wieder den Sender einstellen.“
Autor: Dietmar Palan
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